
Vor einigen Tagen hatte ich in Bremen zu tun. Ich bin in Bremen geboren und habe bis Mitte der 70ger Jahre auch dort gelebt. Ich liebe diese Stadt.
Als ich dann ins grüne Bremer Umland zog, bin ich doch noch beinahe in jedem Jahr in die Überseestadt gefahren, zur Sturmmöwenkolonie. Jahrzehntelang die größte Sturmmöwenkolonie Deutschlands. Bis vor wenigen Jahren der Bauboom einsetzte, war dieser Stadtteil eine große Brachfläche an der Weser mit Industrie und Häfen. Im Containerzeitalter brauchte niemand mehr den alten Überseehafen, also wurde er zugeschüttet und ein Großmarkt wurde gebaut. Immer noch gab es für die Möwen, Kaninchen, Füchse, Schafstelzen, für die viele Schmetterlinge, Hummeln und andere seltenen Wildpflanzen und Insekten genügend Lebensraum. Es gab eine einzigartige Artenvielfalt, selten für eine Großstadt. Bis ja, bis man begann dort zu bauen, zuerst nur an der Europahafenkante, Büros und Wohnungen entstanden. Die Hafenpromenade endete am Leuchtturm und dort war immer noch Natur pur Gebiet mit der besagten Möwenkolonie..

Damals, 2009 war es so schön dort, Bäume waren gepflanzt worden, man konnte den Sonnenuntergang genießen auf den Hafenterrassen, der Blick war frei sogar bis hin zu den Domtürmen, der Wesertower wurde gerade gebaut. Ein Restaurant an der Waterkant hatte schon eröffnet, wir überlegten, auch dort hin zu ziehen. Das Duckstein Festival feierte seine Premiere für Bremen dort am Europahafenkopf, auch weil das Ambiente so schön war.
Und dann wurde einfach immer weiter gebaut, Jahr für Jahr. Bis hin zum Leuchtturm, dort ist jetzt ein Strandbad, man darf aber wegen der gefährlichen Strömung in der Weser nicht baden. Die Möwenkolonie war nun endgültig Geschichte. Ebenso futsch, die ganze Artenvielfalt dort.


Heute sieht es dort so aus.
Eng bebaut bis auf den letzten Quadratmeter, kaum Bäume, wenig Natur, die Möwenkolonie längst Geschichte, wo die Bäume geblieben sind, weiß ich nicht, dem Bauboom zum Opfer gefallen. Wo die Möwen geblieben sind, weiß ich auch nicht. Und ja, ich persönlich bin so froh, in meinem kleinen Dorf geblieben zu sein.
Nichts bleibt wie es ist – alles im Wandel der Zeit.
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https://www.sea-shepherd.at/kampagnen/13-sea-shepherd-deutschland/856-operation-sturmmoewe-2
Wo ist der „Gefällt mir nicht“-Button? Es ist so schade um die Naturflächen. Irgendwie machen wir immer wieder die selben Fehler. Und hinterher jammern die Stadtplaner, dass die Versiegelung schlecht für die Grundwasserentstehung ist und sich die Städte so aufheizen. Nur vorher denkt da keiner dran.
Erstmal jammern sie jetzt, dass sie den Hafen überhaupt zugeschüttet haben, sie jammern weil der Großmarkt dort ist – es wäre wahrscheinlich mehr Geld zu verdienen gewesen, wenn alles mit Wohnungen an Hafenkanten hätte bebaut werden können . Was schert die die Natur.
Schlimm, schlimm.
Das ist ein trauriges Märchen, liebe Maren, und umso trauriger, weil es wahr ist. 😢
Märchen haben oft ein Happyend. Ich warte noch auf eins.
LG zurück
bei mir gibt es in nächster Zeit einen Beitrag über Stuttgart 21. Eines der größten Bauobjekte Deutschlands. Genau neben dem heutigen Bahnhof gibt es den Schlosspark mit alten Bäumen. Die fielen dem Bauwahn zum Opfer trotz jahrelanger Proteste. Einen neuen Bahnhof der Superlative wurde gefragt und von den Kosten reden wir gar nicht. Geplant vor Jahren um die 3,4 Milliarden sind wir heute bei 9 Milliarden. Dauert aber noch 2 Jahre dann haben wir die 10 Milliarden erreicht.
Ich kenne die Geschichte von Stuttgart 21 aus der Presse, sehe den alten Mann mit den blutenden Augen vor mir. Schlimm war es. Hier in Bremen gab es keine Proteste, es verlief still und leise, nur einmal kümmerte sich Sea Shepherd, aber sie waren machtlos, alles Gelände war in Privatbesitz.
LG zurück
MAren
P.S. ich war mal dort in Stuttgart. Schlosspark und Zoo besucht vor Stuttgart 21, die alten Bäume waren wunderschön, alt und majestätisch.
ja das war schon schlimm und ein Mann hat sogar das Augenlicht verloren !
Liebe Marion,
es ist schlimm, wie wir Menschen uns auf Kosten der Natur breit machen. Dazu faellt mir der Spruch ein „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“ etwas abwandeln in:
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass ihr ohne sie auch nicht ueberleben koennt.“
Danke fuer diesen Bericht, und liebe Gruesse, z.Zt. aus Shepherdstown in West Virginia,
Pit
Überleben ohne Natur ist nicht – gell, das wußten schon die alten Indianer. Wir lernen das gerade weltweit mit der aufziehenden Klimakrise.
LG nach Shepherdstown
MAren
👍
Traurig!
Der Wohnungsnot in Bremen geschuldet und somit dicht und klotzig bebaut